Fernbus auf einem Parkplatz

01.08.2015 - Österreich kann etwas vom liberalisierten Fernbusverkehr in Deutschland lernen.

Auch wenn Busfahren nicht für jeden sein mag, auch wenn die Bahn Angst hat Kunden zu verlieren, die Liberalisierung des Fernbusverkehrs macht Sinn, auch in Österreich. Das Beispiel Deutschland beweist, dass eine Freigabe der Busverbindungen zu einem besseren und billigeren Angebot führen kann.

In Deutschland bestand, abgesehen von wenigen Ausnahmen, bis Anfang 2013 ein de-facto Verbot von privaten Fernbusverbindungen für innerdeutsche Strecken. Der zu vermutende Zweck dahinter war wohl, wie in Österreich, den öffentlichen Verkehr vor Konkurrenz zu schützen. Seit der Liberalisierung sind die Fahrgastzahlen erwartungsgemäß explodiert und weitere Steigerungen sind zu erwarten. 2013 stiegen die Fahrgastzahlen um mehr als 200 Prozent auf etwas über 8 Millionen Passagiere, 2014 kam es zu einem weiteren rapiden Zuwachs auf fast 20 Millionen. Es gibt sicher eine ganze Reihe von Gründen für diesen durchschlagenden Erfolg, zwei davon sind die Vielzahl an (neuen) Verbindungen und der Preis. So bedienen Fernbusanbieter Strecken, die das Angebot zur Bahn erweitern, entweder weil die Strecken mit Zügen nicht rentabel betrieben werden könnten oder weil schlicht kein Schienenanschluss besteht. Andererseits sind die Preise extrem günstig, so liegt der durchschnittliche Preis pro gefahrenem Kilometer bei ca. 8,5 Cent und damit oft weit unter dem der Bahn. Das die Bahn höhere Kosten hat, wie manche als Gegenargument anführen, mag sicherlich stimmen, interessiert die Konsumenten aber nicht. Der Erfolg spiegelt sich auch im Auslastungsgrad  der Fernbusse wieder, der bei ca. 55 Prozent liegt, 7 Prozent über der Auslastung der Bahn.

Was kann Österreich jetzt von der deutschen Liberalisierung lernen? Eine Freigabe von Verbindungen für Fernbusse innerhalb Österreichs könnte das bisherige Angebot an Verbindungen, das momentan mit anderen Verkehrsmitteln bedient wird, erhöhen. Durch günstige Preise kann Menschen, für die andere Lösungen nur schwer leistbar sind, das Reisen erleichtert bzw. ermöglicht werden. So zeigt die Strecke Wien-Graz, die aufgrund einer „ursteinzeitlichen“ Konzession von einem Fernbusanbieter befahren werden darf, welches Potenzial im Fernbusmarkt steckt.

Übrigens: Selbst im nicht gerade für Liberalisierungen bekannte Frankreich wird nun nach deutschem Vorbild der Fernbusmarkt für private Anbieter weitgehend geöffnet.


Online-Quellen:
iges.com

DerStandard

Destatis.de

nzz.ch


Ein Bericht über die Fernbusstrecke Wien-Graz:
DerStandard

Bild: "Chronik20 MeinFernbus" by Hoermann-Reisen - Own work. Licensed under CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons - Link ; finanzstreber.at Bearbeitung: Design, Größe, Bildausschnitt